41 by Die Rückkehr der Katze
Autor:Die Rückkehr der Katze [Katze, Die Rückkehr der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:58:47+00:00
Nein, der erwartete Angriff der Raubkatze blieb aus. Stattdessen klang eine Stimme auf und goß beißenden Spott über mich.
Eine Stimme sagte: »Immerhin hast du gelernt, es zu benutzen –
wenn auch nicht gerade meisterlich.«
Der Scout kehrte zu mir zurück, und ich blickte dorthin, wo sich mir nicht mehr der Luchs, sondern eine hochgewachsene rothaarige Frau näherte.
»Felidae!«
*
RÜCKBLENDE
Felidae verlor jegliches Gespür für Zeit und Raum. Und für sich selbst.
Einzementiert in den Wandbereich unterhalb des Kelchs war sie umgeben von wispernder Bewegung, von Schatten, die aus dem Purpur kamen, der die Kammer erfüllte.
Noch niemals zuvor hatte sie sich so ausgeliefert gefühlt. Sie war immer eine Dienerin des LICHTS gewesen, aber die eigene Ohnmacht war ihr noch nie so klar geworden wie jetzt, zur Bewegungslosigkeit verdammt, an einem Ort unter der Erde, wo sie das einzig Lebendige war …
Falsch!
Falsch?
Erinnere dich des Symbionten! Sei nicht so undankbar …
Sie vermochte nicht zu unterscheiden, woher diese Ermahnung kam. Ob vom LICHT, vom Kelch oder dem lebenden Geflecht selbst, das sich um und durch ihren Körper zog.
Danach herrschte wieder lange Zeit einsames Schweigen. Die Fragen, die Felidae bestürmten, blieben ohne Antwort.
Warum bin ich hier?
Welche Rolle habe ich inne?
Was geschieht mit dem Lilienkelch?
Zumindest die Antwort auf die letzte Frage erahnte sie: Der Lilienkelch erneuerte sich an diesem Ort. Etwas in diesem Gewölbe nahm sich seiner an, reinigte ihn – und gab ihm vielleicht auch neue Anweisungen …
Der Purpur umwob Felidae wie das klebrige Netz einer Spinne. Je länger sie in der Wand gefangen war, desto älter, ausgelaugter, spröder fühlte sie sich. Wie die Mumie, die sie dem wahren Alter nach hätte sein müssen.
Zwischen den matten Schlägen ihres Herzens meinte sie zu erkennen, wie die Wand ihre Kraft absorbierte. Wie alles aus ihr herausströmte, als würde ihre Energie benötigt, um einen anderen Prozeß als ihr Leben in Gang zu bringen oder zu halten …
Hatte sie ihren Sinn erfüllt? War dies der Ort, an dem sie zugrunde gehen würde?
Was war mit dem Symbionten, der sich kaum regte, der alles stoisch erduldete, obwohl es ihn genauso anging?
Selbst einfachste Gedanken fielen Felidae immer schwerer.
Ihre Augen blieben immer offen, als gäbe es die schützenden Lider überhaupt nicht mehr. Müde starrte sie auf den immer gleichen Punkt: das geschlossene Tor.
Würde es sich je wieder heben?
Wann? Wenn Lilith eintraf? Würde sie überhaupt kommen?
Felidae verfiel mehr und mehr in Agonie. Sie würde das Eintreffen gewiß nicht mehr erleben. Ihr mumienkalter Körper würde …
Der sie umgebende Purpur gerann und schuf ein Bild von surrealer Schärfe, das Felidae schlagartig ernüchterte, hellwach machte.
Lautlos senkte sich das steinerne Tor in den Boden!
Zunächst war dahinter nichts zu erkennen. Bis jemand über die Schwelle trat.
Lilith?
Wieviel Zeit war draußen inzwischen vergangen?
Es war nicht Lilith. Die Gestalt, die wachsam ins Purpur trat, war ein Mann, der Felidaes träges Herz wieder wie rasend schlagen ließ.
Vor Panik und Entsetzen.
Denn der Mann war Landru!
Aus angstgeweiteten Augen starrte Felidae ihrem Todfeind entgegen, hilflos gefangen im Fels. Sie war ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Keine Sekunde zweifelte sie daran, daß er die Chance nutzen und sie töten würde.
Doch seltsamerweise schien Landru sie gar nicht zu sehen.
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